Coco,
eigentlich Zhao Ke, stammt aus einer Künstlerfamilie,
sein Vater ist Komponist, seine Mutter Schauspielerin.
Der 26jährige beginnt seine musikalische Grundausbildung
1987 als neunjähriger am Klavier in seiner Heimatprovinz
Hunan. 1993 wird er am Shanghaier Musikkonservatorium
aufgenommen mit den Schwerpunktfächern Komposition
und Oboe. Mit dem immer stärker werdenden Interesse
an den verschiedenen Genres moderner Musik läßt
seine Begeisterung für das Konservatorium jedoch
nach. Er bricht die Ausbildung 1995 ab und verschreibt
sich ganz der Jazzmusik.
Durch
Auftritte beim Jazz Festival in Shanghai 1997 macht
er das internationale Publikum auf sich aufmerksam.
Er tourt durch Europa im folgenden Jahr und darf 1999
vor Bill Clinton in Shanghai auftreten. Auf seinen
Auslandsreisen, gibt er selber zu, hat er erst erkannt
er wie vielfältig Jazz tatsächlich sein
kann.
"Als ich in England war, habe ich gemerkt,
dass Jazz keine starre Angelegenheit ist, ich hatte
bis dahin hauptsächlich Jazz der 60er und 70er
gehört und da ich selber keine richtige Ausbildung
habe, dachte ich das müsse alles sein. Als ich
in England war, habe ich geweint, als ich die Saxophonspieler
dort gehört habe."
Seine
Zusammenarbeit mit renommierten Künstlern wie
dem Phil Morrison-Trio hat ihm dabei geholfen, seinen
Blick auf die musikalische Landschaft des Jazz stetig
zu erweitern. Keith Williams, Pianist und Sänger
des Phil Morrison Trio, erinnert sich lebhaft.
"We met Coco back in 99, when we got here,
a lot of people actually said: "Have you heard
about this guy Coco or heard him?" and we said:
"No." I forgot how we first met him I think
he came to the Ritz Bar at the Portman Ritz Carlton
and sat in with some other friends. He´s got
a very interesting style. He´s a Chinese man,
a short, and slinder guy and he´s got a real
light voice, but he really feels the music and he
was actually known at that time even in 99 as the
best Jazz singer in Shanghai, maybe China and he´s
become a really good friend and works quite a bit
in this city."
Mittlerweile
hat der 26jährige in Shanghai einen Bekanntheitsgrad
erreicht, der stark an den der Rentnerband aus dem
Peace-Hotel erinnert. Dort ziehen die mittlerweile
über 80jährigen Musiker, die teilweise schon
in den 30er Jahren aufgetreten sind, Scharen von Touristen
an. Für die Musik interessieren sich dort die
wenigsten. Derart berühmt zu sein, will Coco
allerdings nicht so so recht schmecken.
"In letzter Zeit taucht mein Name immer öfter
in irgendwelchen Reiseführern auf, darüber
bin ich überhaupt nicht erfreut. Zum Beispiel
im 'Lonely Planet' ist zu lesen, wenn Du nach Shanghai
kommst, must Du unbedingt in den Cotton Club oder
ins Grand Hyatt, um Coco zu sehen. Das mag ich überhaupt
nicht, dann unterscheidet mich im Grunde nichts mehr
von der Rentnerband, das will ich nun gar nicht."
25
Jahre nach Reform und Öffnung hält Coco
das musikalische Wissen der Chinesen weiterhin für
begrenzt. Mit seiner Musik möchte er aber vor
allem der jungen Generation, die jetzt an der Geige
schwitzt, verdeutlichen, dass Musik sehr vielseitig
sein kann.
"Heutzutage ist es wichtig den jungen Menschen
die Idee zu vermitteln, dass Kunst vielfältig
sein kann. Dass sie viele Formen haben kann, aus vielen
Elementen besteht, nicht einheitlich ist, sondern
pluralistisch. Hier hat Musik sicher einen guten Einfluss,
einer neuen jungen Generation, die Ideale und Träume
hat, noch schönere und reichere, farbigere Träume
zu ermöglichen."
Er
hat sich Jazz zur Lebensaufgabe gemacht und nennt
es selbst "was für ein schönes Gift".
Zur
Zeit arbeitet Coco an einem Projekt, Lieder des Alten
Shanghai der 20er und 30er in Jazz zu verwandeln.
Er möchte alle Lieder zusammengenommen eine Geschichte
erzählen lassen, daher finden sich in den Songs
auch selbstgeschrieben Gedichte.
Damit
wird er seinen Bekanntheitsgrad in dieser Stadt sicher
noch steigern. Ob er nun will oder nicht.