"Jetzt ist auch noch das Wetter verrückt."

Teil 1/3
 
"Normalerweise trage ich jetzt schon langärmelige Sachen." Mit diesen Worten schüttelt die Buchhändlerin in ihrem kleinen Laden auf der Fu Xing Road den Kopf. In ihrer Verwunderung ist sie nicht alleine. Taxifahrer, halbnackte Mahjong-Spieler, Schüler, alle sind sie ähnlich irritiert. Die mehr als 10.000 Toten der Sommerhitze in Frankreich sind den Shanghaiern wohl bekannt. Gestöhnt wird hierzulande mächtig, zumal die Wasser- und Stromversorgung in den letzten Wochen merklich knapp wurde.

Seit Mitte Juli herrscht in Shanghai eine Hitze mit rekordverdächtigen Ausmaßen. Die örtlichen Wetterstationen sprechen vom heißesten Sommer seit 70 Jahren. Der bisherige Spitzenwert mit 23 Tagen über 35 Grad stammt aus dem Jahr 1934. Am 29. Juli 2003 wurde mit 39,6 Grad der heißeste Tag in Shanghai seit Republikzeiten gemessen.

Parkplatz bitte freihalten für ein Nachtlager
Diese ungewöhnlich lange Hitzeperiode, die ihre Ursache in einem hartnäckigen subtropischen Hochdruckgebiet hat, hinterlässt spürbare Folgen für die Energie- und Wasserversorgung der Stadt.
In älteren Wohnviertel brechen die antiquierten Rohrleitungen unter dem Druck des gestiegenen Wasserverbrauchs zusammen. Die Stadtregierung muss die industrielle Energieversorgung reduzieren, damit die Bevölkerung ihre heimischen Klimaanlagen rund um die Uhr laufen lassen kann.

[seite 2 von 3]
 
 

© oliver l. radtke 2003, letzte änderung: 19/09/03