Freitag, 30. Mai 2008

Ortswechsel.


Liebe Leserin, lieber Leser,

China ruft!

Ich ziehe zurück ins Reich der Mitte. Weitere Geschichten rund um das Abenteuer Alltag poste ich aus Peking unter:

www.beijing101.de.

Herzlichen Gruß,

olr.

Freitag, 14. März 2008

East meets West? Nein, eher Menschliches, Allzumenschliches.


Während ich ein Glas Wein bei Freunden trinke, dazu die schöne Aussicht auf Chinatown um Mitternacht genieße, mit dem Central Business Disctrict im Hintergrund, stelle ich aufs Neue fest, dass diese Stadt nicht nur aussieht wie eine Postkarte, sondern sich auch so anfühlt.

Hübsch auf den ersten Blick, ziemlich profillos und mit bitterem Nachgeschmack wie beim Ablecken einer Briefmarke.

Singapur fern der Uferpromenadenfesttagsstimmung hat mit weniger luftigen Problemen zu kämpfen:
(Aufnahme aus einem Aufzug in Ang Mo Kio, dem Singapurer Hinterland)

Nach wie vor bin ich der Ansicht, dass die Löwenstadt ein hervorragendes Beispiel ist für die Relation urbaner Repression und (versteckt ausgelebter) Aggression ihrer allzu menschlichen Bewohner.

Samstag, 2. Februar 2008

Xinnian kuaile zwischen Singapur und China.

Gedanken zum chinesischen Frühlingsfest


Das chinesische Weihnachtsfest steht vor der Tür. Wie bitte? Muss es nicht chinesisches Sylvester heißen? Wenn am 6. Februar der letzte Tag des Jahres im chinesischen Mondkalender anbricht, stehen Chinesen und Singapurer Kopf – freudig und ungeduldig wie kleine Kinder an Weihnachten. Oder eben Sylvester: „Ist es schon 12?“
Chunjie, das Frühlingsfest, wobei Fest eher „zweiwöchige Party“ heißen müsste, ist der wichtigste Termin im Mondkalender für Chinesen weltweit. Auch in Singapur schlägt der Puls der Stadt dann anders.

Während das hinduistische Lichterfest Deepavali genauso wie sein malyaisches Pendant Hara Raya Raji im emotionalen Bermudadreieck der meisten chinesischstämmigen Singapurer klanglos verschwindet, hat sich Weihnachten mit der pertinenten Dauerberieselung durch Bing Crosby und Doris Day und aggressiv platzierten Christbäumen zumindest auf der Landkarte halten können. Nongli xinnian löst in den meisten Singapurern (rund drei Viertel der Bevölkerung) allerdings wahrhaft leidenschaftliche Gefühle aus. Ein so wildes (wie unwahrscheinliches) Popkonzert der Wilderecker Herzbuben mit den Backstreet Boys und Rammstein trifft es gut. Die ganz große Sause eben.

Dazu: Chinesen sind abergläubisch. Nicht im westlichen Sinne, wo manche Fernsehzeitschrift ihr ganzes Einkommen auf diesen Umstand gründen kann, sondern mit Stil. Und Geschichte. Die meisten der überlieferten Bräuche sind mehrere tausend Jahre alt. Lassen Sie mich Ihnen einige vorstellen.

Ein Spaziergang durch Singapurs Chinatown zeigt dem Besucher Anfang Februar, die Glücksfarbe lautet rot. Je knalliger, desto besser. Der Legende nach kam die Farbe übrigens als Abwehrmechanismus gegen den menschenfressenden Dämonen Nian zum Einsatz. Heute sind Tradition und Moderne wild gemischt. Neue rote Hausschuhe (die man vor dem Neujahrstag zu kaufen und ab dem Neujahrstag zu tragen hat) treffen auf rote Handyanhänger (die das ganze Jahr über cool sind). Xinnianhua, rote dreiteilige Bildergeschichten, die am Neujahrstag Wohnungstüren und Hauseingänge verzieren und als Vorläufer des chinesischen Comics gelten, Fische, pralle Babys, Pfirsiche – Dutzende Stände rund um die Smith Street bieten alle glücksbringenden Symbole der chinesischen Mythologie und (vorrangig taiwanesischen) Süßkram zum Verkauf.

Gekauft wird am letzten Tag des Jahres, zumindest in China, auch die große Show. Pünktlich um 20 Uhr am letzten Abend des Jahres läutet das chinesisch Staatsfernsehen mit seiner mehrstündigen Propagandagala Chunjie lianhuan wanhui die Neujahrsfeierlichkeiten ein. Die mitunter aus allen Teilen des Landes eigens angereiste Familie versammelt sich um den Fernseher und knetet chinesische Maultaschen, Jiaozi, wenn der Fernseher in Peking steht. Stammt die Familie aus Südchina, gibt es vorrangig – wie in Singapur, wo die meisten Ahnen aus Kanton & Co emigrierten – Klebreisküchlein namens Niangao. Jung und alt haben nach einem halben Arbeitstag die Stube kräftig geschrubbt. Überall hängt Fu, das Schriftzeichen für Glück, auf dem Kopf und lädt den Reichtum zum Kommen und Bleiben ein.

Um Mitternacht sprühen Feuerwerke. Doch während ganz China unter der Explosionsgewalt von legalen und illegalen Feuerwerkskörpern.erschüttert, bleibt Singapur erstaunlich leise. Immerhin veranstaltet die staatliche Tourismusbehörde nach drei Jahrzehnten des Komplettverbots seit wenigen Jahren nun zumindest monopolisierte Krachershows in Chinatown. Privater Böllerbesitz ist in Singapur nach wie vor nicht erlaubt.
Doch was die Inselbewohner an Knallerspaß vermissen lassen, machen sie mit Salaten wieder wett. Die Tradition des rohen Fischsalates Yu Sheng, den Familie und Freunde unter lautstarken geäußerten Neujahrsgrüßen mit überdimensionalen Essstäbchen gemeinsam durcheinanderwirbeln, gibt es – zum chinesischen Neujahr – nur in Singapur und Malaysia. Sollte Sie eine Singapurer Familie in den darauffolgenden Tagen zum Feiern einladen, machen Sie sich auf eine ordentliche Schüttelei gefasst. Schon mal mit den Stäbchen üben. Es lohnt sich, der Fisch steht für Wohlstand und ein Leben im Überfluss.

Der Kater an Chinesisch Neujahr dauert nicht wie im Westen einen Tag, er dauert 14 Tage. Gut, dass das Land die ersten drei davon offiziell zur Erholung frei bekommt. Singapur darf hingegen lediglich an zwei Morgen ausschlafen, übrigens der einzige Doppelfeiertag des Jahres.
Das Frühlingsfest ist ein Familienfest. Die verehrte Verwandtschaft klopft dann auch gerne bereits am nächsten Morgen an der Tür. In den ersten Feiertagen stehen vor allem Eltern und Schwiegeeltern auf dem Programm, am siebten Feiertag renri hat „jedermann Geburtstag“, der als besonderer Festtag kaum noch eine Rolle spielt, weil mittlerweile auch in China jeder individuell seinen Geburtstag feiert.
Sollten Sie in diesen Tagen von Kollegen oder Freunden zum Essen eingeladen werden, bringen Sie essbare Glücksbringer mit: zwei Mandarinen gehören als Gastgeschenk zum Frühlingsfest wie Lebkuchen zu Weihnachten. Seien Sie nicht überrascht, wenn Ihnen der Gastgeber auch etwas schenkt: rote Umschläge, hong bao, mit kleinen Geldbeträgen. Wünschen Sie Ihrem Gastgeber Gong Xi Fa Cai, oder dialektal, da die Vorfahren der meisten Singapurer aus der chinesischen Provinz Fujian stammen, Keong hee huat chye.

Während der Feiertage geht keiner Ihrer Kollegen zum Friseur, wer will schließlich mit seinen Haaren (fa) auch gleich sein Neujahrsglück (fa) verlieren? Sie sollten Buchgeschenke vermeiden, da shu (Buch) und shu (verlieren) ähnlich klingen. Erlaubt ist hingegen – selbst an Neujahr – der finanzielle Ruin am Mahjongg-Tisch, wo in chinesischen Runden immer um Geld gespielt wird. Die Knete bleibt schließlich in der Verwandtschaft.

Zwei Wochen nach Neujahr endet chunjie, das Frühlingsfest, stilvoll mit St. Martin. Wie bitte? Aber sicher, Jung und Alt prozessieren am yuanxiaojie mit selbst gebastelten Laternen durch die Nachbarschaft. Der kulinarische Höhepunkt des Tages, in China wie in Singapur, sind yuanxiao, Klebreisbällchen mit süßer Füllung.

Feiern Sie mit Ihren Kollegen, aber freuen Sie sich auch darauf, dass die Ende Februar wieder ansprechbar sind. Der Stress der Feierlichkeiten, unzählige Verwandschaftsbesuche und das gegenseitige Schenken vieler, vieler hongbao sind dann vorbei und können bis zum nächsten Jahr warten, wenn es wieder heißt: Xinnian hao – Prost Neujahr!

Übrigens: 2008 ist das Jahr der Ratte. Die Ratte ist ein echter Familienmensch, großzügig und arbeitsam. Ratten geben gute Ratschläge, die sie selbst nie beachten. Ratten sind auch Geheimniskrämer, maßlos und selbstsüchtig. Gute Berufsaussichten für männliche Ratten finden sich in den Bereichen Werbung, Catering, Musik und Medien. Rättinnen sollten es mit den Gebieten Hotelgewerbe, Mode, Schriftstellerei oder einem Schönheitssalon versuchen. Shakespeare, Tolstoi, Jules Verne, Johann Sebastian Bach, Prinz Charles und Marlon Brando sind Ratten. Die spannendste Frage der ganzen kleinen Tierkreiszeichenshow, deretwegen Chinesen die Frage nach Ihrem Alter überhaupt erst stellen: Mit wem können Sie am besten? Hasen oder Schafe passen zur Ratte wie die Gans zum Fuchs. Affe, Drache und Büffel verstehen sich hingegen gut mit Ihnen.

Mehr über Chinas Traditionen, seinen spannenden Weg in die Moderne und natürlich einen vollständigen Zyklus aller Tierkreiszeichen finden Sie in Oliver Radtkes Buch „Welcome to Presence – Abenteuer Alltag in China“, das im Dryas Verlag erschienen ist. Rund 300 Seiten, mit Bildteil, 12,95 Euro. Erhältlich auch über den einschlägigen Onlineversand.

(erschienen in Impulse, Februar 2008)

Montag, 28. Januar 2008

Nicht immer nur Rosenkranz und Dornen ...

Thaipusam - Zu Ehren Lord Subrahmanyas an der Tank Road


Das Hindufestival Thaipusam Ende Januar wird von der tamilischen Gemeinde Singapurs groß gefeiert. Besonders beeindruckt haben mich die sogenannten Vel kavadi, bis zu zwei Meter hohe Altäre, die die Gläubigen nach gründlicher spirtueller Vorbereitung und einmonatiger strikter Diät und Enthaltsamkeit in Begleitung von Familie und Freunden stundenlang durch die Stadt tragen - ein wahrlich farbenfroher Anachronismus und bemerkenswerter Gegensatz zum urbanen Betonhintergrund der Löwenstadt.

Die Gläubigen verehren mit diesem zwei Tage dauernden hinduistischen Thanksgiving Lord Subrahmanya, den Gott der Tugend, Jugend und Kraft und Zerstörer alles Bösen. Die Tradition des Altar-Tragens als Zeichen besonderer Hingabe geht auf den Vel zurück, den der auch als Lord Murugan verehrte Gott im Kampf gegen Dämonen von seiner Mutter geschenkt bekommen haben soll.

Hier eine kleine Auswahl von der Endstation der vier Kilometer langen Prozession am Sri Thandayuthapani Tempel, Tank Road. Besonders imposant ist, für mich, der unten abgebildete ältere Teilnehmer, der - im Gegensatz zu den meisten viel jüngeren Glaubensbrüdern - seine Last nicht durch ein Hüftkorsett gestützt durch die Straßen trug, sondern sich die eisernen Tragestangen direkt ins Hüftfleisch bohren ließ.








Montag, 7. Januar 2008

Sylvester in Singapur.

Gedanken zum Jahresende/anfang in der Löwenstadt


Um 23:59 gehen an der Marina Bay die Lichter aus. Die im Tsunamijahr 2005 eingeführte Schweigeminute soll der Bevölkerung auch diesmal in den letzten Sekunden vor Mitternacht Gelegenheit zur Reflektion bieten. Doch bei 150 000 Menschen, die sich rund um die Esplanade versammelt haben, gestaltet sich komplette Ruhe schwierig. Die Vorfreude auf das Neujahrsfeuerwerk ist zu groß. 8 Minuten soll es dieses Jahr dauern, ausgestattet mit pyrotechnischen Neuheiten und einer eigens komponierten Begleitmusik. Als ich mit der Menge die letzten Sekunden des Jahres anzähle, hat sich die Vorfreude auf mich übertragen. Ich stehe mit meinen Kolleginnen auf der Reporterplattform und habe beste Sicht auf die vor mir liegende Bucht und Singapurs Skyline.

Mit lauten „Oooh“- und „Aaah“-Rufen begleiten viele Zuschauer die vielfarbige Raketenshow. Die Musik geht im beeindruckenden Explosionslärm unter. Viel zu schnell ist das Feuerwerk zu Ende.
Doch die Gelegenheit zu weiteren Feldstudien zur Bevölkerung Singapurs möchte ich mir nicht nehmen lassen und tauche in die an der Uferpromenade stehende Menge ein. Drei Erkenntnisse möchte ich hier festhalten:

1. Singapurs vier große Ethnien feiern am liebsten jeweils unter sich. Das große multikulturelle Miteinander, dass die Singapurer Tourismusbehörde nicht müde wird, als Werbeslogan in jeder vielfarbigen Hochglanzbroschüre ganz oben zu platzieren, findet so nicht statt.

Chinesische Familien sitzen zusammen, genauso wie die angmohs, die ausländischen Expats, die alle am Clarke Quay überteuertes Importbier trinken. Junge, hübsche malayische Teenager feiern im eigenen Kreis genauso wie die Hunderten von indischen Wanderarbeitern, die sich vor allem um die Freiluftbühne drängen, auf der Singapurs neue Rockhoffnung „Allura“ mit der 19jährigen Frontfrau Inch vor allem Männerherzen höher schlagen lässt. Eines wird schnell klar: Singapur ist nicht Rio de Janeiro. Hier liegen sich Schlag 12 Uhr keine wildfremden Menschen in den Armen, niemand wünscht Unbekannten ekstatisch „Frohes Neues Jahr!“. Einzige Ausnahme bilden die hiesigen Taxifahrer, und das wohl eher aus Servicegründen.

2. Nach Feuerwerk und Rock’n’Roll geht’s nach Hause! Zu meiner großen Überraschung zieht der Großteil der 150 000 Menschen nach gut einer Stunde wieder ab. Ich sehe nirgends ein Mitternachtspicknick, niemand packt seine Gitarre aus, die offizielle Unterhaltung ist zu Ende, das Volk hält nichts mehr. Der Massenexodus verläuft zügig und ohne Zwischenfälle.

3. Zu verdanken ist das sicher der hohen Polizeipräsenz. Beamte und Angstellte privater Sicherheitsdienste leiten die Menge und vermitteln mir das Gefühl einer pubertären Geburtstagparty im Hause der Eltern, bei der die Mutter zwar Alkohol zugelassen hat, aber alle 10 Minuten zu Kontrollbesuchen ins Jugendzimmer stürmt um nachzusehen, ob sich auch alle Besucher zu benehmen wissen.

Doch das neue Jahr hält auch neue Hoffnung bereit. Ich habe Müll gesehen! Auf dem Rasen, auf den Wegen rund um die Esplanade ist der Boden mit farbigem Unrat bedeckt. Doch meine chinesische Kollegin holt mich schnell auf den Boden Singapurer Tatsachen zurück. „Den Müll haben sicher die Inder zurückgelassen“, kommentiert sie trocken.

Während ich langsam zu Fuß über die für Autos gesperrte Marina Bay Bridge Richtung Fullerton Hotel spaziere, wird mir klar, dass die Herausforderungen des Landes im alten Jahr auch für 2008 gelten müssen: lockerer, kreativer, multikultureller.

Singapur, auf Dein Wohl!

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Haustiere II.


Genährt wird meine Freude über die Unausrottbarkeit der Natur im Betonkrieg Singapurs gegen seine Dschungelpflanzen - trotz allen Ekels vor fußschweißfanatischen Kriechtieren - vor allem durch die optisch ansprechenderen Amphibienvertreter wie den hier abgebildeten Rana erythraea, der mich im Wechsel mit anderen Familienmitgliedern zum Feierabend vor der Haustür mit einem geheimbündlerischen Augenzwinkern begrüßt.
So sehr viele Menschen hart an ihren Karrieren arbeiten, so wenig lachen sie auch. Im Grunde sind die einzigen mehrheitlich fröhlichen Menschen auf dieser Insel Wanderarbeiter oder Kindermädchen, Menschen, denen es das Leben noch nie leicht gemacht, die die Armut nach Singapur getrieben hat und deren Naturverbundenheit im Stadtstaat nur als Nachteil gilt, zu schwarz, zu erdig, kulturlos.
Wie viel Kultur gerade in dieser Erdigkeit steckt, wird nur dem klar, der es wagt, seine Trutzburg aus ängstlicher Sauberkeit und steril anmutender Lebensführung für einen Moment zu verlassen. Ich, jedenfalls, schöpfe mehr Kraft aus dem stummen Gruß des Frosches und dem strahlend weißen Lächeln einer Daimler waschenden "Perle" denn aus dem bangen Blick auf die heutigen Aktienkurse. Guten Abend.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Nicht nur zur Weihnachtszeit

Singapurer Gastfamilien fördern den interkulturellen Austausch


„Glo-ooo-ooo-ria, in excelsis deo“, die 20jährige Lin Zhiqi singt mit ernstem Gesichtsausdruck zum ersten Mal in ihrem Leben Weihnachtslieder.

Das Besondere daran: wir befinden uns nicht in einer Kirche, sondern in einem Einfamilienhaus in Bukit Batok und gläubig ist Zhiqi auch nicht. Diesen vorweihnachtlichen Abend möglich gemacht hat das Austauschprogramm der Singapore Management Universität, die seit 2 Jahren Erst- und Zweisemester an Singapurer Gastfamilien vermittelt. Der Großteil der Studenten stammt, wie Zhiqi, aus China. Die Kantonesin studiert seit knapp einem Jahr Betriebswirtschaft in der Löwenstadt und fühlt sich wohl hier, auch dank der Fürsorge ihrer hiesigen Gastfamilie.

Das Programm kooperiert seit seiner Gründung mit zwei presbyterianischen Kirchen. Alex Teo, Initiator des christlichen „Campus Hub“, macht deutlich, was ihm an dieser Idee gefällt. „Ich habe während meiner Studienzeit in Amerika sehr gute Erfahrungen mit meiner dortigen Gastfamilie gemacht. Das Gefühl, ein Heim in der Fremde zu haben, möchte ich hier zu Hause nun an andere Studenten weitergeben.“

Die Kooperation läuft gut, die mittlerweile 40 Studenten des Programms kommen nicht nur aus der Volksrepublik, sondern auch aus Laos, Myanmar oder Vietnam.
Voraussetzung für eine Aufnahme in das Programm ist, laut Alex Teo, „eine gewisse gesellschaftliche Relevanz der Familie“. So seien die meisten Familienvorstände Ärzte, Rechtsanwälte oder Professoren. „Wir möchten unseren Gastkindern in kurzer Zeit einen Zugang zu möglichst vielen Kreisen der Singapurer Gesellschaft ermöglichen.“ Zwar bekämen die Gasteltern für ihr Engagement kein Geld von der Universität. Das Programm biete jedoch nicht nur den Studierenden Hilfe beim Einleben an, auch die Singapurer Familien profitierten von diesem Austausch.

„Jedermann weiß, dass unser Singapur-Mandarin nicht besonders gut ist“, lacht der chinesischstämmige Alex Teo. „Meine Familie und ich lernen also auch sprachlich was dazu. Außerdem ist es doch eine wunderbare Gelegenheit für meine Kinder, fremde Kulturen gewissermaßen direkt im Haus zu haben“, sagt der promovierte Manager vergnügt.
Zhiqi aus Kanton kann dem nur zustimmen. „Der größte Unterschied zu China ist wahrscheinlich das multikulturelle Leben Singapurs. Durch meine Gastfamilie verstehe ich vieles sehr schnell und revanchiere mich mit ein wenig Chinesischunterricht und Nachrichten aus China, die ihren Weg nicht in die Medien finden.“

Ihre Neugierde an der Lebensweise der Inselbewohner hat Zhiqi auch zur heutigen Weihnachtsfeier gebracht. Religion spielt an diesem Abend wie auch im gesamten Austauschprogramm nur eine untergeordnete Rolle. Alex Teo: „Wir haben auch buddhistische und muslimische Familien, die Studenten aufnehmen. Bekehren wollen wir niemanden. Der Schwerpunkt liegt auf dem interkulturellen Austausch.“

Und dafür stehen bereits neue Programmpunkte zur Diskussion, wie Schwimmen, Wandern, gemeinsame Ausflüge in die Region. Dann hat Lin Zhiqi vielleicht Gelegenheit, ein paar Wanderlieder kennenzulernen.